256 $. 91. Die Religionskriege in Deutschland.
neutral bleiben wollte, so suchte der Kaiser einen Anhalt
an England und an den protestantischen Stän-
den in Deutschland, und ließ es darum geschehen, daß
der schmalkaldische Bund den Herzog Heinrich von
B r a u n sch w e i g, der einige schmalkaldische Städte hart be-
drängte, aus seinem Lande vertrieb.
Bei seinem Wiedererscheinen in Deutschland bestrafte nun
zwar der Kaiser den mit Frankreich verbündeten Herzog von
Cleve und zwang ihn, die Reformation in seinem Lande wie-
der aufzuheben; versprach aber den protestantischen Ständen
Deutschlands ein allgemeines freies Concilium und Rechts-
gleichheit vor dem Reichskanlmergericht, und erhielt so ihre
Hülfe zum Zuge gegen Frankreich, auf welchem er nun
den König Franz durch eine rasche Wendung gegen Paris da-
hin brachte, daß derselbe
1544 den Frieden von Crespy eingieng, worin Franz auf
Italien, Karl auf Burgund verzichtete.
3. Die Religionskriege in Deutschland.
$• 91. Obgleich nun wegen dieses glücklichen Ausgangs der Kai-
ser mit Nachdruck in Deutschland hätte auftreten können, zu-
mal die Mitglieder des schmalkaldischen Bundes unter sich
uneinig waren, so fuhr der Kaiser dennoch fort, die Prote-
stanten schonend zu behandeln, weil erhoffte, sie würden sich jetzt
dem Concilium fügen, das aufseinen Betrieb Papst Paul Iii
ausschrieb, so daß nun wirklich
1845 das Concilium zu Trident (oder Trient) seinen A n-
fang nahm.
Allein die protestantischen Stände Deutschlands sahen die-
ses Concilium, weil es ihnen nicht angekündigt wurde und es
auch anfangs nur mit ausländischen Theologen besetzt war,
für kein freies an und verlangten ein Concilium deut-
s ch e r Nation.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von
B Heinrich Cleve Franz Franz Crespy Franz Franz Karl_auf_Burgund Karl Paul
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Deutschland Deutschland Frankreich Deutschlands Frankreich Paris Italien Deutschland Deutschland
270 H. 93. Die Reformation in England.
von diesen zum Tode verurtheilt, worauf das Parlament
einstimmig auf ihre Hinrichtung drang.
Dazu konnte sich Elisabeth nicht sogleich entschließen, Un-
terzeichnete jedoch vorläufig eine Vollmacht zur Vollstreckung
des Urtheils. Indeß sah man den Kampf zwischen ihrem Ge-
wissen und ihren geheimen Wünschen. Diesen zu beenden,
schickten ihre Räthe jene Vollmacht ohne ihr Vorwissen an die
Richter, die sogleich der Gefangenen das Todesurtheil ver-
kündeten. Mit Fassung und Ergebung bot die unglückliche
Marie am 16. Februar 1587 ihr Haupt dem Beile dar, nach-
dem sie eine zwanzigjährige Gefangenschaft erduldet hatte.
Run aber brach noch in demselben Jahre
1388 der lang gedrohte Krieg Englands mit Spanien
aus, dessen Beherrscher Philipp Ii in Elisabeth eine
Hauptstütze des Protestantismus sah, und deß-
- halb seit Jahren ihren Feinden allen möglichen Beistand ge-
leistet hatte. Elisabeth hatte daher die Niederländer in einem
Aufstande wider Philipps Tyrannei unterstützt und durch
ihren Admiral Franz Drake (denselben, der 1577—1580
die Welt umsegelt hatte und die Kartoffeln nach Europa
brachte) die spanische Flotte in Cadir zerstören lassen. Da
rüstete Philipp, im Bunde mit dem Papste, die sogenannte
unüberwindliche Flotte oder Armada aus, welche
aus 150 Schiffen mit 8000 Matrosen und 20,000 Soldaten
bestehend, im Mai 1558 von Lissabon auslief, um in Ver-
bindung mit der niederländischen Flotte England zu erobern.
Aber Seestürme gleich im Anfänge, dann einzelne geschickte
Angriffe der Engländer besonders mit Brandern, und zuletzt
wieder furchtbare Stürme auf dem Rückzüge machten die
stolze Unternehmung zu nichte.
Dieser Schlag setzte dem Anwachsen der spanischen
Macht eine Gränze; England dagegen hat der umsich-
tigen und kräftigen Regierung Elisabeths den hohen Auf-
schwung zu danken, den es seitdem als See- und H a n-
delsmacht nahm. Schon hatten die Engländer unter dieser
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Marie Philipp_Ii Philipp Elisabeth Philipps Philipps Franz_Drake Franz Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: England Englands Spanien Elisabeth Europa Cadir Lissabon England England
326 §. 109. Die französischen Revolutionskriege.
Stand und warf in den Jahren 1795 und 1796 durch seinen
Erzherzogkarl jedesmal zwei in Süddeutschland ein-
dringende französische Heere über den Rhein zurück.
Die Freiheitskriege Nordamerikas und Frankreichs hatten
auch in Polen Anklang gefunden. Sein Versuch, sich dem
drückenden russischen Einflüsse durch eine neue Verfassung, die
es sich 1791 gab, zu entziehen, und das in Polen sich ver-
breitende Jakobinerwesen hatten 1793 Preußen und Rußland
die Veranlassung zur zw eiten Theilung Polens ge-
geben. Die Erbitterung darüber, so wie die fortwährende
Besetzung Warschaus durch die Russen, brachte schon im
folgenden Jahre die Polen unter Kosziusko zum
allgemeinen Aufstand; aber Preußens, Rußlands
und Österreichs Heere dämpften ihn bald, und nach der Be-
siegung und Gefangenschaft des heldenmüthigen Kosziusko,
der Erstürmung Praga's und der Kapitulation Warschaus
erfolgte
1793 die dritte und letzte Theilung Polens und mit
ihr der Verlust seiner politischen Selbststän-
digkeit.— An dem so tapfern Volke der Polen ist übrigens
zu sehen, wie die beständige, oft bis zur Anarchie gehende
Verwirrung der Negierungsgewalten, die wechselseitige An-
feindung der Parteien, die Unterdrückung des Bürger - und
Bauernstandes, die Vernachlässigung alles Rechts, aller
Wissenschaft, aller Kunst, aller Industrie, verbunden mit dem
steten Trieb, die Nachbarn zu beunruhigen, sich mit dem
vollkommenen Sturz des Staates rächt.—
Während die Franzosen in Deutschland gegen Österreich
nichts ausrichteten, führte 1796 in Italien der französische
Obergeneral Napoleon Bonaparte (geb. 1768 zu
Ajaccio aufcorsica) die Franzosen von Sieg zu Sieg. Sar-
dinien, Neapel und der Papst mußten mit schweren
Opfern den Frieden erkaufen, die alte Republik Venedig
sich vernichten lassen und Österreich
1797 im Frieden zu Campoformio Belgien und die Lom-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_Bonaparte Napoleon
325
§. Ho. Napoleons Weltherrschaft.
Diesem Frieden folgte auch bald der Friede mit Neapel,
Portugal und Rußland und gegen die Räumung Ägyptens
der Friede mit der Pforte, so wie sogar mit England, —
das aber einige Zeit darauf den Krieg wieder begann.
4. Napoleon-s Weltherrschaft.
. §. 110. Jwtt Kraft und Klugheit regierend stellte Bonaparte
als erster Cónsul durch ein Concordat mit dem Papste
Pius Vii 1801 die römischeklrche Ln Frankreich
wieder her, ließ sich zum Präsidenten der italiänischen
(vorher cisalpinischen) Republik ernennen, und sich zu-
letzt (nach der Unterdrückung eines Versuchs der Wiederher-
stellung der bourbonischen Herrschaft)
1804 unter dem Namen Napoleon zum erblichen
Kaiser der Franzosen erklären und vom gedachten
Papste salben. — Der Verwandlung der französischen Re-
publik in ein Kaiserthum folgte im nächsten Jahre darauf
die Verwandlung der italiänischen Republik in das König-
reich Italien und die Vereinigung der ligurischen Repu-
blik mit Frankreich. Da der Papst sich nicht zum Werkzeug
des kaiserlichen Willens hatte hergeben wollen, ließ ihn
Napoleon von Nom nach Frankreich abführen, wo Pius
allmählig den Bestürmungen nachgab und zuletzt (im Con-
cordare von 1813) einwilligte, sich dem französischen Reiche
zu unterwerfen.
Gegen diese Ausdehnung Frankreichs stiftete England
1803 die dritte C o a l i t i o n. Aber Napoleon, mit Bayern,
Baden und Württemberg verbündet, drang rasch in Deutsch-
land ein und nöthigte durch die Besetzung Wiens und
durch die S ch-l a ch t b e i A u st e r l i tz Österreich zum Frieden
und zur Abtretung bedeutender Ländertheile, so wie zur An-
erkennung der von Bayern und Württemberg angenommenen
Königswürde.
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Neapel Portugal England Frankreich Italien Frankreich Frankreich Frankreichs England Baden Württemberg Deutsch- Wiens Bayern Württemberg
330 h. 110. Napoleons Weltherrschaft.
Erhebung des französischen Marschalls Bernadotte (Karl
Johann) auf den schwedischen Thron zu bemerken.
Hierauf siürzte Napoleon nicht nur das Haus B rag an za
in Portugal, dessen Regent nach Brasilien floh und dort
seinen Hof aufschlug, sondern auch die Bourbonen in
Spanien, und gab letzteres seinem Bruder Joseph, der
dafür Neapel an Mürat abtreten mußte. Deßhalb er-
folgte ein allgemeiner Auf st and der Halbinsel:
Napoleon mußte Portugal den Engländern und nach einigen
Siegen über die Spanier den Kampf seinem Bruder über-
lassen, um in Deutschland einem Angriffe Österreich s zu
begegnen, das ihm 1809 den Krieg erklärte. Noch in
demselben Jahre aber entschied er, obgleich von Erzherzog
Karl bei Aspern geschlagen, auch diesen Krieg durch den
Sieg bei Wagram, und im Frieden von Wien mußte
Österreich aufs Neue einen großen Theil seiner Besitzungen
abtreten.
Die hierauf erfolgte Vermählung Napoleons mit Marie
Louise, der Tochter des Kaisers von Österreich, die ihm
1811 einen Sohn gebar, den er in der Wiege zum König .
von Rom ernannte, so wie die zwischen 1808 und 1810
von ihm bewirkte Verschmelzung Etruriens, Hollands, des
nördlichen Westfalens, Oldenburgs und der Hansastädte
mit Frankreich und die mittelbare Abhängigkeit der meisten
Staaten Europas von ihm — bezeichnet den Gipfel von
Napoleons Macht, von dem ihn herabzubringen Niemanden
aufbehalten war, als seiner eigenen Herrschsucht.
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Johann Karl Johann Napoleon Joseph Napoleon Karl_bei_Aspern Karl Napoleons Marie
Louise Etruriens Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Portugal Brasilien Spanien Neapel Portugal Deutschland Wien Napoleons Rom Hollands Westfalens Oldenburgs Frankreich Europas Napoleons
332 §. 111. Wiederherstellung der europäischen Dtaatenverhältriisse.
Unterdessen waren auch in Spanien die französischen
Heere von den mit den Spaniern verbündeten Engländern
allmählig besiegt und vertrieben worden, und bereits stand
Wellington nach seinem Siege bei Vittoria in
Frankreichs Gränzen, als auch die Heere der Verbündeten
1814 unter Blücher über den Rhein in Frankreich ein-
drangen. Ihrem siegreichen Einzuge in Paris folgte
die Absetzung Napoleon's, die Verweisung desselben
nach Elba, die Wiedereinsetzung der Bourbonen
und die Zurückführung Frankreichs auf die Grän-
zen von 1792. Desgleichen wurde von den Verbündeten
auch dem Papste, der bereits das französische Concordat
widerrufen und Frankreich verlassen hatte, der Kirchen-
staat wieder zurückgegeben.
Während aber hierauf die Monarchen in Wien Europa's
Angelegenheiten zu ordnen beschäftigt waren, verließ Napo-
leon heimlich Elba und trat Plötzlich wieder in Frankreich
auf, wo das ihm mit Begeisterung zufallende Heer ihm die
schnelle Wiederherstellung des Kaiserthums möglich machte.
Doch von den europäischen Mächten in die Acht erklärt, er-
lag er n a ch hundert Tagen den wieder über den Rhein
rückenden Heeren der Verbündeten
1818 in der Schlacht bei Waterloo so gänzlich, daß er
allen seinen Ansprüchen auf Frankreich entsagen und — da
er, an der Flucht nach Amerika von den Engländern ver-
hindert, Englands Schutz suchte —als Europa's Gefangener
auf St. Helena mitten im atlantischen Ocean nach sechs-
jähriger Seelenpein sein Leben verhauchen mußte.
Durch den zweiten Pariser Frieden wurde Frank-
reich auf die Gränzen von 1790 beschränkt und das
Königthum der Bourbonen (unter Ludwig Xviii) wieder
hergestellt: durch die Wiener Congregarte aber wurde
Österreich durch Jllyrien, Dalmatien, die Lombardei, Tyrol
und Salzburg, — Preußen durch die Provinzen Nieder-
rhein, Westphalcn, Sachsen und Posen, —Hannover
(das zum Königreich erhoben wurde), Bayern, die beiden
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H. 97. Der dreißigjährige Krieg. 287
Hessen, Württemberg und Baden, die zu den Schweden hielten)
auch beitraten.
Alles schien sich nun zur längstersehnten Ruhe anzulassen,
als plötzlich Frankreich, das von Anfang an bis hieher
die Schweden nur heimlich begünstigt hatte, sich jetzt offen
mit den Schweden verbündete, fortwährend in
der Absicht, um Habsburgs Macht, die sich durch
den Prager Frieden wieder zu befestigen schien, zu verrin-
gern und deutsche Länder am Rhein an sich zu
reißen. Dadurch verwandelte sich der Religionskrieg voll-
ends in einen politischen Partei- und Bürgerkrieg, und selbst
bei den meisten der deutschen Stände handelte es sich nicht
mehr um Beschränkung oder Vertheidigung der Gewissens-
freiheit, sondern um möglichst ausgedehnte Unabhängigkeit
vom Kaiser.
Während die Schweden im nördlichen Deutschland das
österreichisch-sächsische Heer beschäftigten, besetzten die Fran-
zosen das Elsaß und unterstützten den Herzog Bernhard
von Weimar bei seinem siegreichen Vordringen gegen das
ligistische Heer am Rhein, mit dem Versprechen, ihm das
Elsaß und den Breisgau als ein Fürstenthum zu geben.
Als er aber die von ihm eroberte Festung Breisach an
sie heraus zu geben sich weigerte, indem er sie als einstwei-
liges Unterpfand behalten wollte, so starb er ganz
plötzlich und die Franzosen nahmen auf der
Stelle das Elsaß und den Breisgau in ei-
genen Besitz.
Viele Jahre noch dauerte der verheerende Krieg, wäh-
rend welcher Zeit das unglückliche Deutschland nach allen Rich-
tungen von brandschatzenden und plündernden Heeren auf
das entsetzlichste verwüstet wurde; bis zuletzt, des langen
Elends müde, die streitenden Parteien zu Friedensunter-
handlungen in Osnabrück und M ü n st e r zusammentraten,
aber erst nach einer fünfjährigen, vorzüglich durch die
nichtswürdige Staatskunst Frankreichs bewirkten Hinhaltung
1648 d. 24. Oct. der westphälische Friede zu Stande kam.
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Extrahierte Personennamen: Bernhard
von_Weimar
Extrahierte Ortsnamen: H. Hessen Württemberg Baden Frankreich Schweden Schweden Habsburgs Rhein Schweden Deutschland Rhein Breisach Deutschland Osnabrück Frankreichs
§. 109. Die französischen Revolutionskriege. 327
bardei gegen einen Theil des venetianischen Gebiets abtreten
und die neugeschaffene ligurische und cisalpinische
Republik anerkennen.
Hierauf verlangte Frankreich die Abtretung des linken
Rheinufers, verwandelte nach Gefangennehmung des Papstes
Pius Vi, den Kirchenstaat in eine römische Re-
publik, die Schweiz in eine helvetische, und
sandte 1798 den General Bonaparte nach Ägypten,
um sich dort für die an England verlorenen Colonieen zu
entschädigen.
Durch die Erstürmung Alerandria's und den
Sieg bei den Pyramiden über die Mameluken
fiel fast ganz Ägypten in die Hände der Franzofen, und nur
ihre Unternehmung auf Syrien mißlang.
Unterdessen schloßen England, Österreich, Rußland und
andere Mächte
1798 die zweite Coalition und erneuerten den Krieg. Schon
hatte der Erzherzog Karl die Franzosen über den Rhein
zurückgedrängt, und der russische General Suwarow ihnen
ganz Italien genommen: als Bonaparte plötzlich aus Ägyp-
ten nach Frankreich zurückkehrte, die Directorialregierung
stürzte und, als Meister und Erbe der Revolution,
1799 die Consularregierung (mit drei Consuln, dem Tri-
bunate, dem gesetzgebenden Körper und dem Erhaltungssenate)
errichtete.
Hierauf schickte er ein Heer unter Moreau nach
Deutschland, und während dieser siegreich bis Wien vor-
dringt, geht er selbst über die Alpen, erobert Italien wieder
und zwingt
1891 tm Frieden zu Lüneville die Abtretung des
linken Rheinufers, die Entschädigung der rheinischen
Fürsten auf Kosten des übrigen Deutschlands (namentlich der
geistlichen Reichsstände und der Reichsstädte), die Anerkennung
der bisher geschaffenen Republiken und die Umbildung Tos-
cana's in das Königreich Etrurien.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Rheinufers England Syrien England Rhein Italien Frankreich Deutschland Wien Italien Rheinufers Deutschlands Etrurien
§. 110. Napoleons Weltherrschaft.
329
Hierauf entsetzte er die Bourbonen in Neapel und gab
es seinem Bruder Joseph, verwandelte die batavische Re-
publik in das K ö n i g r e i ch Holland für seinen Bruder
Ludwig, und machte seinen Stiefsohn Eugen Beau-
harn ois zum Vicekönig von Italien. Und um Deutschland
allmählig zu unterjochen, ersann er
1806 bte «Stiftung des Rhe inbundes (von 16 deutschen
Fürsten) unter seinem Protectorate, und bewirkte dadurch
die gleichzeitige Auflösung des fafi tausendjähri-
gen römisch-deutschen Reiches.
Die Kriegserklärung Preußens, das von Napoleon schmäh-
lich verletzt worden, gab ihm hierauf Gelegenheit zur weitern
Verfolgung seiner Weltherrscherplane. Die für Preußen so
unglückliche Schlacht bei Jena (1806) führte zur Be-
setzung Berlins, und die Schlacht bei Friedland
(1807) zum Frieden von Tilsit, in welchem Fried-
rich Wilhelm Iii sein halbes Königreich verlor.
Andere Ergebnisse dieses preußischen Krieges waren die
Bildung des Königreichs Westphalen aus hessischen,
braunschweigischen, hannövrischen und preußischen Länder-
theilen für seinen Bruder Hieronymus, der Beitritt
S a ch se n s zum Rheinbunde und seine Erhebung zu einem
Königreiche, so wie die Bildung eines Herzogthums
Warschau für Sachsen.
Da während dieses Krieges England durch Nelson's
Seesieg bei Trafalgar die französische und spanische
Seemacht vernichtet hatte, so schloß Napoleon die Eng-
länder mit ihrem Handel vom Festlande aus
und zwang fast alle europäische Staaten, diesem sogenannten
Continentalsystem beizutreten, wogegen England sich
durch Beschießung Kopenhagens der dänischen Flotte bemäch-
tigte.
Im weitern Verlaufe des allgemeinen Krieges ist auch der
Verlust von Schwedisch-Finnland an Rußland, die Entthro-
nung des schwedischen Königs Gustav Iv Wasa, und die
x
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Neapel Holland Italien Deutschland Jena Berlins Friedland Tilsit Rheinbunde Warschau Sachsen England England
ß. 111. Wiederherstellung der europäischen Staatenverhältnisse. 331
5, Wiederstellung der europäischen Staaten-
verhältniffe.
§. 111. Von der Herrschsucht angereizt, gedacht' er im Jahre
1812, nun auch Rußlands Meister zu werden, dessen Be-
herrscher Alexander sich von dem Continentalsystem los-
gesagt und die Räumung Preußens von ihm verlangt hatte.
Alle ihm unmittelbar und mittelbar pflichtigen Länder
des Festlands (mit Ausnahme Schwedens) mußten ihm Zu-
zug leisten, und so brach er mit weit über einer halben
Million von Kriegern in das russische Reich ein, drang durch
die blutige Schlacht an der Moskwa bis in das
Herz desselben vor, und schien durch die Besetzung Mos-
kau ' s schon Herr des Czaarenreichs zu seyn. Da wandt'
sich's — : der Brand von Moskau, das die Russen
selber anzündeten, zwang Napoleon zum verderblichen Rück-
zug , auf welchem Hunger, Frost und Feindesschwert sein
ganzes Heer vernichteten.
Denn ein preußisches Corps hatte sich bereits zu dem
Feinde geschlagen; Friedrich Wilhelm in rief nun sein
Volk auf, und das Jahr Achtzehnhundert und
dreizehn sah die begeisterte Erhebung und end-
liche Befreiung Deutschlands.
Anfangs zwar, von einem neuen Heere aus Frankreich
unterstützt, erzwang Napoleon einen Waffenstillstand mit den
Verbündeten; aber nach Ablauf desselben führte der Beitritt
Schwedens und Österreichs, so wie bald darauf Bayern's,
1813 d. 16. bis 18. Okt. die Schlacht bei Leipzig herbei,
welche Frankreich's Herrschaft über Deutsch-
land mit Einem Male vernichtete. Die Flucht
Napoleons über den Rhein, die Auflösung des Rheinbundes,
die Rückkehr der vertriebenen Fürsten in ihre Länder und die
Befreiung Hollands waren die nächsten Folgen jener denk-
würdigen Völkerschlacht.
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